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Mörsern von Tabletten Tabletten

Beim Mörsern wird eine Tablette mit einem Pistill oder einem ähnlichen Hilfsmittel zerstossen und in kleine Teilchen überführt. Das Mörsern kann erforderlich werden, wenn die Patientinnen und Patienten das Medikament nicht schlucken können oder es über eine Sonde verabreicht wird. Vorgängig muss von einer Fachperson abgeklärt werden, ob es aus pharmazeutischer Sicht zulässig ist.

synonym: Mörsern, Mörserbarkeit, Tablet crushing

Definition

Beim Mörsern wird eine Tablette mit einem Pistill oder einem anderen geeigneten Hilfsmittel in feine Teilchen überführt. Das entstandene Pulver wird in einem zweiten Schritt in der Regel mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit suspendiert, wobei sich einzelne Bestandteile auch lösen können.

Das entsprechende Verb ist übrigens „mörsern“ und nicht „zermörsern“.

Dürfen Tabletten gemörsert werden?

Das Mörsern soll nur dann in Betracht gezogen werden, wenn keine anderen Darreichungsformen wie beispielsweise Brausetabletten, Lösungen oder in Apotheken hergestellte Zubereitungen erhältlich sind. Mögliche Alternativen sind auch eine parenterale, rektale oder transdermale Applikation.

Das Mörsern ist von der Fachinformation in der Regel nicht vorgesehen, es wird nicht erwähnt oder in einigen Fällen verboten. Es handelt sich also meistens um einen Off-Label-Use, der in der Verantwortung der Fachpersonen liegt.

Tabletten mit einer modifizierten Galenik sollen in der Regel nicht gemörsert werden. Ein Beispiel sind retardierte Arzneimittel und magensaftresistente Tabletten mit säurelabilen Wirkstoffen. Werden retardierte Medikamente gemörsert, besteht das Risiko, dass eine hohe Dosis auf einmal zugeführt wird, was zu unerwünschten Wirkungen und im schlimmsten Fall zu einer Überdosis führen kann (z.B. Opioide). Der Fachbegriff hierfür lautet Dose dumping.

Filmtabletten werden oft dazu verwendet, einen unangenehmen Geschmack zu überdecken. Dieser kann hervortreten, wenn die Arzneiform zertrümmert wird.

Schmelztabletten resp. dispergierbare Tabletten müssen nicht gemörsert werden, weil sie sich beim Kontakt mit Wasser auflösen oder eine Suspension entsteht.

Anwendungsgebiete

Zu den Anwendungsgebieten gehören:

Durchführung

Das Mörsern wird ausserhalb des Labors in der Regel nicht mit einem Mörser und Pistill durchgeführt, sondern mit verschiedenen Hilfsmitteln, die in Apotheken erhältlich sind (Pill crusher). Es stehen zum Beispiel auch Tablettenmörser für Medikamentenbecher zur Verfügung.

Weil sich beim Mörsern die Kontaktfläche vergrössert und die Tablette nicht mehr im Blister oder in der Dose geschützt ist, soll das Mörsern unmittelbar vor der Verabreichung durchgeführt werden.

Das Personal muss vor Allergenen und vor toxischen und fruchtschädigenden Inhaltsstoffen geschützt werden (z.B. Zytostatika).

Falls aus pharmazeutischer Sicht keine Bedenken bestehen, kann das Pulver mit Fruchtsaft, Sirup oder Nahrung gemischt werden, um die Verabreichung zu erleichtern oder den Geschmack zu überdecken. Dies gilt nicht oder nur eingeschränkt für die Gabe über eine Sonde.

Für die Verabreichung über eine Sonde stehen spezielle Spritzen zur Verfügung (ENFit), die nicht mit dem Luer-System kompatibel sind. Dadurch wird eine versehentliche parenterale Applikation verunmöglicht. Die Suspensionen dürfen nicht mit normalen Spritzen verabreicht werden!

Die Mörser müssen nach dem Gebrauch gereinigt oder ausgetauscht werden. Das Teilen von Mörsern und die Verwendung ohne Reinigung ist nicht zulässig.

Listen

Listen bezüglich der Mörserbarkeit werden von den Spitalapotheken geführt. Sie enthalten wertvolle Hinweise und Alternativen.

Nachteile

Untersuchungen haben gezeigt, dass das Mörsern zu einem Verlust an Wirkstoff in einem ein- bis zweistelligen Prozentbereich führen kann. Des Weiteren ist ein Wirkstoffabbau durch äussere Einflüsse möglich (z.B. Licht, Sauerstoff).

Bei einem unsachgemässen Vorgehen kann das Mittel verunreinigt oder mit Krankheitserregern belastet werden.

Wer Tabletten mörsert, kann giftigen, fruchtschädigenden und allergenen Inhaltsstoffen ausgesetzt werden. Entsprechende Vorsichtsmassnahmen müssen beachtet werden.

Bei Sonden besteht die Gefahr einer Verstopfung, insbesondere, wenn die Tabletten nicht ausreichend zerkleinert wurden.

Wie bereits erwähnt, geht die Galenik verloren und ein unangenehmer Geruch oder Geschmack kann hervortreten. Die freigesetzten Wirkstoffe können die Schleimhäute reizen.

siehe auch

Tabletten

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 10.9.2023 geändert.
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